Robo Advisor Gerd Kommer Capital: Alles, was du wissen musst

Der Passiv-Investieren-Apologet und ETF-Profi Gerd Kommer hat dem Spektrum der Robo Advisor ein interessantes eigenes Angebot hinzugefügt, das ich hier ausführlich vorstelle.

 

Vorhang auf für Gerd Kommer Capital!

Meinung zum Robo Advisor Gerd Kommer Capital
Gerd Kommer Capital: Bewertung des Robo Advisors

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Die passive Anlagestrategie vom Robo Advisor Gerd Kommer Capital

Der Robo Advisor legt das von ihm verwaltete Vermögen nach dem passiven ETF-Weltportfolio-Konzept an, wie Gerd Kommer es in seinen Büchern seit 2002 präsentiert hat. Aktives Anlegen beruht immer auf einer scheinplausiblen Auswahl von einzelnen Unternehmen, Branchen und Märkten (Stock Picking) sowie auf der Hybris des Abpassens günstiger Ein- und Ausstiegskurse (Market Timing). Passives Investieren hingegen ist die rationale Reaktion auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die die unabhängige Kapitalmarktforschung seit vielen Jahrzehnten liefert.

 

Der Anleger definiert bei GKC in 10-Prozent-Schritten ein für sich persönlich passendes Verhältnis aus risikoreichem und risikoarmem Anteil des Depots. Ehrlich gesagt: Wer als durchschnittlicher privater Kleinanleger unter 50 % seines Anlagevermögens risikoreich anlegen will, braucht meines Erachtens weder GKC noch einen anderen Robo Advisor. Wozu einen teuren Robo Advisor dafür bezahlen, dass er Geld parkt? Die Musik wird ja im risikoreichen Teil gespielt, dafür braucht man - wenn überhaupt - einen Experten. Viel eher würde ich es so machen: An GKC nur das Geld überweisen, das risikoreich angelegt werden soll, und dann dort das Portfolio mit einem 100%-Aktienanteil nehmen.

Warum Gerd Kommers digitale Vermögensverwaltung besser ist

Aktives Investieren funktioniert in weitgehend informationseffizienten Märkten mit öffentlich zugänglichen Informationen nicht systematisch. Man kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den Markt nicht zuverlässig schlagen. Eine korrekt gewählte Benchmark in einem informationseffizienten Markt zu schlagen, ohne illegal Insiderinformationen zu nutzen, beruht daher – für Profis weitgehend, für Privatanleger sowieso – auf Glück, dem ein betragsgleiches Pech gegenübersteht, das einen genau so treffen kann. Es gibt innerhalb der Gruppe der aktiven Investoren also größere Rendite-Unterschiede als in der der passiven und damit mehr Menschen, die extrem wenig verdienen.

 

Der Weltaktienmarkt ist hinreichend informationseffizient, sodass aktives Investieren eine niedrigere erwartete Rendite aufweist. Die erwartete Rendite vor Kosten und Steuern ist bei beiden Anlagestrategien zwar identisch (die Marktrendite), aktives Investieren produziert jedoch immer höhere Kosten und Steuern. Es ist in informationseffizienten Märkten von vorn herein eine Loser-Strategie.

 

Darüber hinaus ist die Schwankung des eigenen Vermögens beim aktiven Investieren größer, allgemein ist es risikoreicher, weil es auf Konzentration statt wirklich breiter Diversifikation setzt. Für Privatanleger gilt dies allemal und selbst für so gut wie alle institutionellen Investoren, wofür es eine erstaunliche Evidenz gibt.

 

Passives Investieren hingegen will mit möglichst geringen Kosten die Marktrendite vereinnahmen und ist genau deshalb den meisten Anlegern voraus.

 

Die Wertpapierbörse ist nicht systematisch prognostizierbar, auch nicht für hauptamtliche Vermögensverwalter, und deshalb wird auf Prognosen verzichtet.

 

Für die hier getätigten Aussagen gibt es wissenschaftlich analysierte Empirie sowie sachlogische Erklärungen, interessenkonfliktfrei.

 

Gerd Kommer Capital gibt deshalb einen rein passiven, wissenschaftlich fundierten Robo Advice.

Kommers Ansatz konkret

  • Verzicht auf Stock Picking: Maximale Diversifikation, global über alle Regionen, Branchen, Unternehmensgrößen und Anlageklassen (Aktien und Anleihen). Ziel ist die Abbildung des Weltmarktes.
  • Verzicht auf Market Timing: Buy-and-Hold-Prinzip, idealerweise bleiben Anleger mit jeder angelegten Geldsumme mindestens 15 Jahre im Robo investiert. Käufe seitens des Robo Advisors finden nur statt, wenn neues Geld zum Anlegen bereitsteht. Vorzeitige Verkäufe – die man vermeiden sollte – nur dann, wenn Geld aus dem Depot abgezogen werden muss. Außerdem können Käufe und Verkäufe aus Gründen des Rebalancings geschehen, wenn die Ziel-Gewichtung des Depots nicht durch die laufenden Einzahlungen (bzw. Auszahlungen in der Verbrauchsphase) erreicht werden kann und wenn die Umschichtung voraussichtlich mehr Rendite bringt als kostet. Niemals aber finden Käufe und Verkäufe aus Gründen vermeintlich zu niedrig oder zu hoch bewerteter Aktienmärkte statt.
  • Kostenminimierung durch den Einsatz von ETFs: Kommers Robo Advisor nutzt ausschließlich börsengehandelte Indexfonds, weil der normal vermögende Privatanleger nur mit ihnen zu niedrigen Kosten den Weltaktien- und -anleihenmarkt abbilden kann.

Der Robo Advisor Gerd Kommer Capital ist nicht marktneutral

Kommers Robo Advisor weicht in zweierlei Hinsicht bewusst von einem „marktneutralen“ Portfolio ab:

  1. BIP-Gewichtung
  2. Factor Investing

Was heißt das und was soll das?

1. BIP-Gewichtung

Als marktneutral wird ein Portfolio bezeichnet, in dem die einzelnen Regionen der Welt und dann letztlich die Unternehmen innerhalb der Regionen gemäß ihrer Marktkapitalisierung gewichtet werden. Marktkapitalisierung eines Unternehmens: Aktienkurs mal Anzahl seiner ausgegebenen Aktien. Addiert man die Zahl für alle Unternehmen eines Staates, ergibt sich die Marktkapitalisierung des Staates. Addiert man die aller Staaten, hat man die der Welt und kann die prozentualen Anteile berechnen.

 

Kommer nun bestimmt die Anteile der einzelnen Regionen nicht nach ihrer Marktkapitalisierung, sondern nach ihrem Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Welt. Die wesentlichen Verschiebungen betreffen die USA und die Schwellenländer als Gruppe: Die USA erhalten dann nicht mehr weit über 50 % Anteil, sondern nur etwa 25 % oder 30 %. Die Schwellenländer hingegen werden deutlich stärker berücksichtigt: Statt rund 10 % liegen sie bei vielleicht 25 % oder 30 %, vielleicht sogar noch mehr. Zusätzlich gibt es kleinere, aber nicht unbedeutende Verschiebungen anderer Regionen. Die genauen Werte können sich verändern, weshalb an dieser Stelle eine grobe Angabe genügt.

 

Der Grund für diese Strategie findet sich in der 5. Auflage von Kommers Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“: Die BIP-Gewichtung hat in der langfristigen Vergangenheit eine signifikant bessere Rendite abgeworfen bei einem vernachlässigbaren zusätzlichen Risiko. Kommer führt das in seinem Buch jedoch nicht auf die BIP-Gewichtung an sich zurück, sondern auf die konstruktionsbedingte stärkere Berücksichtigung von Faktoren, die er ja ohnehin nutzen will (s. nächster Punkt). Daher ist es etwas verwunderlich, dass er die BIP-Gewichtung wählt, aber es ist auch kein Schaden. In der Theorie rückt man mit einem Depot nach BIP-Gewichtung näher an das in der Wissenschaft als Marktportfolio kursierende Ideal-Portfolio. Man bildet eben nicht die Marktkapitalisierung der Regionen ab, sondern ihre Wirtschaftskraft, die „Schornsteine“, wie Prof. Martin Weber gerne sagt. Das sollte ein besseres Depot ergeben.

2. Factor Investing

Auf Basis vieler Daten zum Aktienmarkt, die weltweit rund 120 Jahre und für die USA um die 190 Jahre zurückreichen, legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass Aktien mit bestimmten Eigenschaften – so genannten Faktoren – gegenüber dem Markt besser performen: mehr Rendite und/oder weniger Risiko. Wer diese Aktien gezielt über- und damit andere untergewichtet, kann ein besseres Risiko-Rendite-Profil erzielen, so die Annahme.

 

Ganz wichtig: Wenn überhaupt, dann funktioniert das nur in der Gesamtheit einer großen Menge von Unternehmen. Ein Portfolio mit wenigen Einzeltiteln, die die Faktoren aufweisen, ist so stark von Einzeltitelrisiken durchwirkt, dass die Faktoren nicht greifen. Das Folgende ist also keine Anleitung zur Auswahl von einzelnen Aktien. Gerd Kommer hält, genau wie alle passiven Investoren, nichts von Stock Picking.

Die von Kommer berücksichtigten Faktoren

  • Small Size: Aktien von Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung sollen mehr Rendite bringen als Aktien von Unternehmen mit großer.
  • Value: Aktien von Unternehmen mit einem im Verhältnis zum betriebswirtschaftlichen Ist-Zustand niedrigen Aktienkurs sollen mehr Rendite bringen als hochbewertete.
  • Quality: Unternehmen mit hoher Eigenkapitalrendite, hoher Gewinnmarge und wenig Schulden sollen mehr Aktienrendite bringen als Unternehmen, auf die das Gegenteil zutrifft.
  • Momentum: Aktien, die in der jüngeren Vergangenheit besser performt haben, sollen das für kurze Zeit auch zukünftig tun.
  • Minimum Volatility: Aktien, die wenig schwanken, sollen mehr Rendite bringen als solche mit hoher Volatilität.
  • Political Risk: Aktien von Unternehmen, die nicht auf politische Stabilität vertrauen dürfen, sollen mehr Rendite bringen als andere. Heißt: Schwellenländeraktien performen langfristig besser als Industrieländeraktien.

Zweifel an Factor Investing

Nichts in der Community der passiven Anleger ist so umstritten wie Factor Investing. Die Granden sind sich nicht einig, ob es funktioniert. Es ist nicht final entschieden, ob diese Aktien wirklich systematisch – auf sehr lange Zeiträume – besser abschneiden als die anderen oder ob die Faktoren sich nach ihrem Bekanntwerden wegarbitrieren, das heißt, nicht mehr existieren, weil ausreichend viele Investoren versuchen, sie auszunutzen. Es herrscht unter Wissenschaftlern kein Konsens darüber, ob die Faktorprämien zukünftig fortexistieren.

 

Ich persönlich bin von Factor Investing halb überzeugt, was bedeutet, dass ich die kleinen Unternehmen und die Schwellenländer (Political Risk) übergewichte – mehr aber auch nicht. Nichtsdestotrotz verstehe ich sehr gut, wenn jemand stärker darauf setzt. Angesichts der Faktenlage ist es die kleine Wette durchaus wert. Ich vermute, dass Factor Investing sehr langfristig zumindest keinen signifikanten Nachteil erzeugt, auch wenn es bis dahin lange Durststrecken geben kann, in denen es einem marktneutralen Portfolio hinterherhinkt – man kann sogar sagen: Es muss diese Durststrecken geben, weil es andernfalls zu leicht wäre, die Faktorprämien zu ernten, was sie nivellieren würde.

Bewertung des Robo Advisors von Gerd Kommer Capital

Passive Anleger wissen: Die Kosten, und darunter vor allem die laufenden Kosten auf das angelegte Vermögen, sind ein wesentlicher Rendite-Treiber, den man selbst beeinflussen kann. Sie müssen minimiert werden. Ein normaler Do-it-yourself-Investor kann die jährlichen Gesamtkosten für ein marktneutrales ETF-Weltportfolio mindestens unter 0,4 % drücken. Darin enthalten sind die TER der ETFs sowie weitere Kosten, die auf Fonds-, Depot- und Handelsplatzebene anfallen, allen voran die Transaktionsgebühren.

 

Gerd Kommer Capital verlangt 0,9 % Gesamtkosten pro Jahr. Es stellt sich die Frage, ob sich der Aufschlag von 0,5 Prozentpunkten lohnt – denn er bewegt sich zwar in für Robo Advisor typischen Regionen, ist aber groß genug, um passiven Investoren die Augenbraue hochzuziehen.

 

Ja, 0,9 % Gesamtkosten per annum, bezogen auf das investierte Vermögen, sind nicht wenig (aber auch nicht viel). Niemals würde ich solch ein Produkt kaufen, wenn ich einfach nur ein nach Marktkapitalisierung gewichtetes ETF-Weltportfolio haben will – wofür gute Gründe existieren. Das lässt sich leicht mit einem einzigen ETF realisieren, ohne Rebalancing-Aufwand im risikoreichen und lediglich geringem beim Einhalten des Verhältnisses zwischen risikoreichem und risikoarmem Teil.

 

Die beiden Faktoren Small Size und Political Risk kann man sich auch noch gut selbst ins Weltportfolio holen, wie ich es in meinem ETF-Musterdepot getan habe. Danach hört es aber auf mit der Einfachheit. Soll es dann noch eine Gewichtung nach Bruttoinlandsprodukt sein, wird es zusätzlich komplizierter.

 

Über das häufige Rebalancing, die kontinuierliche Prüfung und Auswahl neuer ETFs sowie die wahrscheinlich niedrigeren Transaktionskosten innerhalb des Robo-Depots kann es sein, dass Kommer und sein Team die Mehrkosten teilweise wieder einspielen. Geht die wissenschaftlich solide begründete, aber eben nicht einhellig akzeptierte Multi-Factor-Strategie gegenüber dem Gesamtmarkt auf, hat es sich gelohnt. Dafür sollte man dem Portfolio jedoch mindestens 15 Jahre Zeit geben – besser sogar 20.

Wer also

  • ein passives ETF-Weltportfolio mit Multi Factor Investing anstrebt,
  • sich nicht um Rebalancing kümmern möchte,
  • einen passenden Depotanbieter und neue ETFs weder recherchieren noch über sie entscheiden will,
  • dazu eine Asset Allocation nach der Wirtschaftskraft (BIP) der Regionen einer nach Marktkapitalisierung vorzieht
  • und sich wohler fühlt, wenn ein wissenschaftlich fundiert anlegender, in seiner Strategie transparenter, interessenkonfliktfreier, etablierter Experte das eigene Vermögen betreut,

der kann meines Erachtens eigentlich nur auf Gerd Kommer Capital setzen.

Kann man Gerd Kommer vertrauen?

Ich schätze, dass ich 75 % meines Investmentwissens Gerd Kommer verdanke, sein Buch „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“ war Augenöffner und Anschubser. Ich habe von der mehrmaligen Lektüre massiv profitiert und muss immer grinsen, wenn manche es zu teuer finden. Besser sind 32 Euro eigentlich nicht investierbar.

 

Man muss es klar aussprechen: Wer als normaler Privatanleger neben üblichen Pflichten und Projekten noch seine Vermögensbildung vernünftig umsetzen will, muss auf andere vertrauen, jedoch nicht blind. Wem vertraue ich warum? Für mich verdient Kommer dieses Vertrauen aus folgenden Gründen:

  1. Er hat keine für mich erkennbaren Interessenkonflikte – abgesehen davon, dass er seit einigen Jahren davon lebt, dass passives Investieren mit ETFs überlegen ist, und es sicherlich nicht leicht wäre, wenn er plötzlich umschwenken müsste, weil die Wissenschaft neue Erkenntnisse hat. Danach sieht es allerdings absolut nicht aus, im Gegenteil.

  2. Er propagiert seit 2002 das passive Investieren, 15 Jahre vor der Gründung seiner Vermögensverwaltung, beruft sich seitdem auf die Wissenschaft, an einigen Stellen auf sympathische Weise pedantisch, und diese hat ihm bisher noch nicht widersprochen. Ich glaube, dass sie das längst getan hätte, wenn er grob und eindeutig falsch geschlussfolgert hätte. Oft argumentiert Kommer auch mit eigenen Forschungsdaten, macht diese aber immer transparent. Das bringt mich zum letzten Punkt.

  3. Kaum jemand ist so offen und klar in der Herleitung seiner Argumente und geht dabei so tief ins Detail wie Kommer. Gleiches gilt für seine Anlagestrategie und die daraus abgeleiteten Investments. Er öffnet die Haube sehr weit und leuchtet auch Ecken aus. Das ist leider nicht branchenüblich.

Was man noch über den Robo Advisor Gerd Kommer Capital wissen muss

  • Ich würde das Team vor einem Investment fragen, wie lange die 0,9 % Gesamtkosten zugesichert werden bzw. was passiert, wenn GKC seine Kosten erhöhen will. Vermutlich kann man dann – was auch ohne den Anlass einer Kostenerhöhung wohl jederzeit möglich ist – einfach kündigen und das Depot kostenlos übertragen.
  • Auch GKC kann nicht steuerneutral rebalancen, und da der Robo es sehr häufig tut, würde ich abklopfen, ob der Rebalancing-Vorteil wirklich den Nachteil durch die abgehenden Steuern, vor allem im Hinblick auf die so entgangene zukünftige Rendite auf den Steuerbetrag, mindestens ausgleicht.
  • Im risikoreichen Teil befinden sich auch Staatsanleihen aus Schwellenländern, deren Beimischung bisher noch keinen Niederschlag in Kommers Büchern gefunden hat. Kommer hat dazu bereits einen Blogartikel verfasst. Ihr Gewicht beträgt bis zu 10 % des Portfolios, in Abhängigkeit von der Aufteilung des Anlagevermögens in den risikoreichen und risikoarmen Teil. Bei der 5. Auflage von "Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs" lagen die Kenntnisse dazu noch nicht vor, in der kommenden aber werden sie berücksichtigt sein.
  • Warum gibt es im risikoreichen Teil ebenfalls Unternehmensanleihen aus Industrieländern, die bisher nicht in seinen Büchern empfohlen werden? Wie hoch ist ihr Anteil?
  • Wie kommt der risikoarme Teil mit Staatsanleihen laut Presseberichten auf 85 verschiedene Staaten, wo doch in seinen Büchern dieser Teil mit Kurzläufern von Emittenten mit Top-Bonität in der Heimatwährung des Anlegers (hierzulande also Euro), bzw. in diese zurückgehedgt, gebildet wird? So viele in Frage kommende Staaten gibt es ja eigentlich nicht.
  • Warum sind im risikoarmen Teil nicht nur Staats-, sondern offenbar auch Unternehmensanleihen und warum spielt das bisher in den Büchern keine oder eine nur sehr kleine Rolle?
  • Wie lauten die Rebalancing-Schwellenwerte, also ab welcher Abweichung oder nach welchen Regeln wird ein Rebalancing ausgelöst?
  • Warum erlaubt es GKC es seinen Kunden nicht, die von GKC für den Kunden individuell definierte maximale Risikokategorie zu überschreiten? Ich vermute dahinter regulatorische Gründe, finde es aber dennoch komisch. Was, wenn ich risikoreicher anlegen will, als meine Risikokategorie es gestattet, wie kann ich das dann bewerkstelligen – auch wenn Kommer vermutlich davon abraten würde?

Wer ist Gerd Kommer? Ein biographischer Abriss

2002: Anlauf

Im September 2002 erschien ein Buch über Geldanlage, das es in seiner wissenschaftlichen Fundierung mit dem damals in Deutschland recht neuartigen Investmentvehikel ETF so noch nicht gegeben hatte: „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“. Autor war ein bis dato in der Öffentlichkeit unbekannter und beruflich zwar im Finanzbereich tätiger, jedoch nicht mit Vermögensbildung für Privatanleger beschäftigter Mann von 40 Jahren. Gerd Kommer, noch ohne Doktortitel, hatte sich das Know-how nach eigener leidvoller Erfahrung mit einer Fehlberatung durch eine Kollegin in der Bank, für die er tätig war, angeeignet und in Buchform gebracht. Jahrelang interessierte sich kaum jemand dafür. Trotzdem wuchs das Angebot an ETFs.

2008: Auftrieb

Dann kam 2008. Immobilienkrise, Finanzkrise, Panik. Und (mal wieder) die Erkenntnis: Irgendwie läuft das mit dem aktiven Investieren nicht so richtig zuverlässig gut. Vielleicht sogar zuverlässig schlecht. In den nächsten Jahren sanken außerdem die Nominal-Zinsen erneut deutlich, sodass auch dem letzten nominalverblendeten Geldwertillusionisten klar wurde: Ich spare mich arm!

 

Und Kommers Buch? Hob ab. Obwohl es immer schwerer wurde: Aus den anfänglich etwa 200 Seiten sind in der aktuellen Auflage gut 400 geworden. Zwischenzeitlich hatte er Werke nachgelegt, heute ist es eine stattliche Anzahl. Aber das Ross, auf dem er zum Image des hochkompetenten, lässigen und überlegenen Passiv-Investieren-Langweilers galoppierte, war eben dieses Buch, das zum Standardwerk wurde.

 

„Kennste den Kommer?“

 

„Den Kommer musste lesen!“

 

„Was sagt Kommer dazu?“

 

Wenn man nur noch seinen Nachnamen nennt, hat es ein Autor geschafft.

Seit 2017: Flughöhe

2017 zieht Gerd Kommer die Konsequenzen aus seinem Doppelleben. Aus der lukrativen Freizeitbeschäftigung, die ihn in Anlegerkreisen längst zum Promi gemacht hat, wird ein Beruf: Die Vermögensverwaltung Gerd Kommer Invest wird gegründet und sammelt seitdem emsig AUM (Assets under Management) ein.

 

Kommers Präsenz in hochangesehenen Finanzblogs wie Finanzfluss sowie verschrobenen Kanälchen wie BuzzNews verdient spätestens ab dann das Präfix Omni. Immer häufiger nehmen auch klassische Wirtschaftsmedien und andere von ihm Notiz. Text, Audio, Video: Kommer überall.

2020: Neue Schubkraft

Die Gerd Kommer Invest erreicht ihre Zielgruppe: Millionäre, die ihr Vermögen nach den Prinzipien von Gerd Kommer verwalten lassen wollen. Aber was ist mit dem Großteil der Nicht- und Nicht-mal-bald-Millionäre? Für die sind die Pforten geschlossen.

 

2020 ändert sich das: Der umtriebige Vermögensverwalter gründet mit Gerd Kommer Capital eine neue GmbH und betreibt darunter einen Robo Advisor. Hier geht es ab 10.000 Euro Erstanlage los und danach ab 50 Euro Sparplanrate weiter.

 

Es gibt ein kostenloses, auch ohne die Hinterlegung von Kontaktdaten zugängliches Whitepaper, in dem Gerd Kommer die Anlagestrategie seines Robo Advisors darstellt.

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