Roger Willemsens Bücher: Das Beste aus seinem Werk - ideal als Geschenk

So thematisch breit die Bücher von Roger Willemsen sind, so sehr eint sie der Geist, der aus ihnen weht.

 

Sie eignen sich hervorragend, um qualitätsbewusste Leser zu beschenken - zu Weihnachten, zum Geburtstag oder zwischendurch.

 

Sie atmen den Geist eines rastlos reisenden Menschen-Beobachters, dessen schneller, früher Tod eine Lücke in das öffentliche Figurenkabinett gerissen hat.

 

Zeugnisse eines lässigen Erkenntnis-Erotomanen und Intellektuellen.

 

Willemsens Stimme des engagierten und dabei locker plaudernden Denkers fehlt.

 

In seinen Büchern lebt sie fort, weshalb ich sein umfangreiches Werk hier in seinen bedeutendsten, besten Büchern kurz vorstelle, beginnend mit den letzten und dann chronologisch abwärts.

 

Doch zunächst ein Buchtipp ÜBER Roger Willemsen:

Der leidenschaftliche Zeitgenosse

Ein monumentales Buch zum Werk von Roger Willemsen, mit einem großen Interview sowie Analysen von Kritikern, Weggefährten und anderen Zeitgenossen. Außerdem erhalten wir viel bisher unveröffentlichtes Material aus Willemsens Leben.

 

Das Buch ergänzt unser Bild von Willemsen als der Begeisterte und gleichzeitig Melancholische wie Wütende.

 

Für Fans ein Muss, für Neuentdecker ein guter Einstieg und für Kenner eine Bereicherung.

Bücher von Roger Willemsen als Geschenk für andere und sich selbst

Wer wir waren

Postum erschienen, Fragment geblieben:

 

„Wer wir waren“ ist Willemsens letztes Buch, das etwa acht Monate nach seinem Tod veröffentlicht wurde.

 

Es sollte eigentlich umfangreicher werden, doch die Krankheit ließ ihm nicht die Kraft und die Zeit für die Vollendung.

 

In dem Buch wirft Willemsen einen Blick auf unsere heutige Gegenwart aus der (freilich angemaßten) Perspektive unserer Nachfahren.

 

Das Buch ist eine Rede aus dem Sommer 2015, gehalten an seinem letzten öffentlichen Auftritt. Es beinhaltet einen Aufruf an die nächste Generation, in Widerstand einzutreten und einen Unterschied zu machen.

Das Hohe Haus

Viele setzen sich freiwillig auf die Besucherbänke des Deutschen Bundestages, um die Parlamentsdebatten live zu erleben.

 

Keiner jedoch setzt sich dort ein Jahr lang täglich stundenlang hin – außer Roger Willemsen.

 

Dabei lernte er viel über unsere Politik und Politiker und konnte interessante Szenen abseits der Fernsehbilder einfangen.

Es war einmal oder nicht: Afghanische Kinder und ihre Welt

Afghanistan lag Willemsen am Herzen, vielfach hat er dieses vom Krieg heimgesuchte Land bereist.

 

In diesem Buch versammelt er die Sichtweisen der ganz Kleinen:

 

Wie sehen Kinder dort ihre Heimat?

 

Sie kommen zu Wort und offenbaren eine erstaunliche Widerstandskraft und Freude trotz allem.

 

Leben in einem Land im Krieg – das zeigt dieses Buch.

Momentum

Ein Leben besteht nicht nur aus einer großen Geschichte und einigen kleineren; es konstituiert sich meistens aus den vielen kleinen und allerkleinsten Momenten, die zwar zusammenhanglos sind, aber in sich – schön.

 

Machen sie das Tagesgeschäft des Lebens lebenswert?

 

Willemsen hat ein Buch der Fragmente geschrieben, in dem er seine Momente leuchten lässt. Daran kann man sich ein Beispiel nehmen für eigene Aufzeichnungen.

Die Enden der Welt

Roger Willemsen war immer unterwegs, ein Reisender, den die Neugier auf Menschen und Orte zu ausgedehnten Aufenthalten im In- und Ausland trieb.

 

Hier versammelt er die geografischen und biographischen Enden der Welt:

 

abgelegene Orte, verruchte Orte, menschenfeindliche Orte.

 

Und eben auch:

 

Enden im Sinne von Aufhören, etwa einer Liebe, der Kommunikation, des Lebens generell. Es geht aber auch um (Wieder-) Anfänge.

 

Der Autor nimmt den Leser einmal um den Globus mit, bis in die hintersten Winkel.

Bangkok Noir

Ein Autor, ein Fotograf, drei Monate Bangkok.

 

Tagsüber wird geschlafen, abends stehen sie auf und ziehen los – die ganze Nacht, jede Nacht.

 

Bangkoks Nachtleben ist eine Versuchung, abgefahren, ungezähmt, esoterisch, magisch, wild. Elefanten gibt es auch, mitten in der Stadt.

Der Knacks

Ein Knacks ist weniger als ein Bruch. Trotzdem verändert er die Marschrichtung des Lebens grundlegend.

 

Langsam, oft fast unbemerkt, aber stetig. Die Liebe wird sukzessive zerschnitten wie ein Blatt Papier. Der Mensch verfällt nach und nach. Alles andere auch. Man lässt sich den Schneid abkaufen, vom eigenen Scheitern, den Enttäuschungen – und stürzt tragisch immer weiter, unaufhaltsam.

 

Um diese Punkte geht es in diesem Buch.

Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort! Die Weltgeschichte als Lüge

Zusammen mit Dieter Hildebrandt erforscht Roger Willemsen hier die Lüge und Fälschung als einflussreicher Grundbass der menschlichen Existenz, im Kleinen, Privaten wie im Großen, Gesellschaftlichen und eben Historischen.

 

Unser Leben wird von Großlügnern heimgesucht, etwa von Hochstaplern und Trickbetrügern aller Art, wir ergötzen uns an den Illusionen der Zauberkünstler, schlawinern uns durchs Soziale hindurch, gründen unsere Existenz auf reinen Glauben – und trotzdem hält das alles zusammen.

 

Ist das nicht witzig?

 

Ja, ist es, das zeigen die beiden Autoren in diesem Buch.

Hier spricht Guantánamo: Interviews mit Ex-Häftlingen

Eine Handvoll ehemaliger Häftlinge in Guantánamo, die keine Terroristen sind, sprechen über die Gefangenschaft und Verhörpraktiken.

 

Ein großer Einblick in einen Ort, der zum Politikum wurde.

Gute Tage: Begegnungen mit Menschen und Orten

Willemsen trifft Promis – aber die Interviews spielen oft eine Nebenrolle.

 

Er fährt irgendwohin und schweift umher, lässt sich treiben, um seine Eindrücke in Sprache zu verfertigen.

Deutschlandreise

Eine Reise durch Deutschland ist eine Reise zu uns selbst.

 

Wir kennen die Figuren, die Töne, Bilder, Haltungen – es sind unsere.

 

Willemsen reiste viele Wochen lang durch Deutschland, traf manche, beobachtete viele und lauschte dem Land Miniaturen höchster Lakonie ab.

An der Grenze

Achtung! Dieses Buch könnte bald vergriffen sein. Es wäre schade für jeden, dem es entgeht.

 

Mit Menschen, die an den Grenzen des Menschenmöglichen waren und darüber hinaus, hat Roger Willemsen gesprochen, mit Mördern, dem Menschenfresser Issei Sagawa, Räubern und anderen Gestalten, denen wir normalerweise nicht nahe kommen.

Über Roger Willemsen und seine Bücher

Der Gesellschaftskritiker

Willemsen legte in seine Äußerungen, und wenn sie auch Banales betrafen, jederzeit eine Emphase, als wenn er gerade etwas ganz Wunderbares entdeckt hatte oder immer kurz davor war.

 

Er war ein optimistischer Intellektueller, dem Zynismus entflohen.

 

Dem Sarkasmus, dem Spott war er dafür freundschaftlich verbunden, und auch auf böse Invektiven konnte er jederzeit zugreifen, um Verfall von Kultur und Sitten angemessen zu parieren. Im Dienste der politischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Vernunft unterwegs, verbreitete er Lebensmut, Hoffnung, schiere Lust am Dasein sogar dann, wenn er grausamste Realitäten beschrieb.

 

Die Lage ist ernst, aber die Freude ist es auch.

Der eloquente Unterhalter und Welt-Aufsauger

Wenn Roger Willemsen in einer Talkshow auftrat, dann wusste man: Was immer er erzählen wird, man wird an seinen Lippen kleben, er führt den Zuschauer sicher über unwegsames Gelände und liest am Wegesrand kleine Sottisen und Erkenntnis-Perlen auf.

 

Faszination für das Abenteuer, ein Mensch auf der Erde zu sein, Faszination für die kleinen und großen Begebenheiten:

 

Roger Willemsen wollte alles sehen, erleben, reflektieren, um es sich anzuverwandeln und mit dem Publikum zu teilen. Dabei interessierte er sich besonders für die Brüche, Schatten, Randgebiete und Verkommenheiten, und für ein gelungenes Leben trotz allem.

 

Seine Bücher zeugen von einem permanent laufenden Wahrnehmungs- und Empfindungsapparat, dem sich Eindrücke tiefer einprägen, um sie stärker und vor allem schneller in sein Denk-Mosaik einzugemeinden. Daraus entstand der typische Willemsen-Sound: das gehobene, manchmal auch blasierte Parlando eines überwachen Verstandes, von kurz witzelnd bis tief melancholisch, immer involviert, mitgenommen, aufgeregt, leidenschaftlich erkennend.

 

Leider ist sein Intermezzo als Kabarettist derzeit nicht online verfügbar. „Und Du so“ beschrieb die Gentleman-Werdung anhand seines vielfachen Scheiterns und war souveräner als vieles, was hauptberufliche Witzbolde auf der Bühne veranstalten.

Der Engagierte

Neben diesem gutgelaunten Surfen an der biografischen Oberfläche oder den selbstverschwendenden Einlassungen zu Promis und ihren Eskapaden – gehobene Unterhaltung für den bewusst bildungsbürgerlichen Genießer – ging es immer wieder auch um die hässlichen und brutalen Seiten des Lebens:

 

Verbrechen und Krankheit, ungerechte Politik und eine rohe Gesellschaft, das fand in seinem Werk einen noch größeren Raum, und dafür war er auch bekannt: zackig und treffsicher Schmerzpunkte drücken.

 

Roger Willemsens Bücher, sie bleiben uns.

Hier ein Audio-Feature zur Erinnerung an Roger Willemsen

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