Börsencrash - Was tun?

Viele Anleger rechnen oft mit einem Börsencrash. Droht ein neues 2008? Oder gar 1929? Sie fragen sich, was sie tun sollen. Hierzu eine Idee, wie du einen Börsencrash betrachten kannst, um ihn entspannt zu sehen: als Rabattaktion wie im Textileinzelhandel.

Gute Teile günstig erwerben - darum geht es beim Schlussverkauf und in einem eventuellen Börsencrash

Der Aktienmarkt ist der einzige Markt, bei dem die Käufer fliehen, wenn es Rabatte gibt, und herbeiströmen, wenn es teuer wird. Das ist maximal irrational. Wenn du an die Weltwirtschaft glaubst, ist ein Börsencrash wie ein Schlussverkauf im Textileinzelhandel. In einer Baisse kann man Anteile an der Weltwirtschaft günstig einsammeln, genauso wie beim Sale in der Fußgängerzone.

 

Wenn nach jahrelanger Hausse die Aktienmärkte plötzlich oder schleichend crashen, sind Verunsicherung und Fluchttendenz groß. Die Anleger reagieren nervös auf Horrornachrichten, sind empfänglich für Untergangspropheten und jeder Hobbyanalytiker geriert sich als pessimistischer Weltökonom - obwohl das größte Hobby selbst der hauptberuflichen Weltökonomen das Irren bei ihren Vorhersagen ist. Man raunt sich zu, dass alles explodiert und dass verrückt sein muss, wer jetzt noch im Markt ist oder wieder einsteigt.

 

Was auf Einzelaktienebene manchmal seine Berechtigung hat, gilt nicht für die ganze Assetklasse Aktien. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie pleite geht, ist gering. Schon der absurde Klang der Formulierung, dass eine Assetklasse pleite geht, zeigt dies an. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich der Dow Jones sogar von einem 90-prozentigen Kursrückgang binnen einiger Jahre komplett erholt und ist zu neuen Höhen gestürmt. Gut für alle, die stumpf dabei blieben. Schlecht für jene, die sich von Panik und Schwarzmalerei anstecken ließen.

Passive Investoren betrachten Börsencrashs als Rabattaktionen für gute Ware

Wer die für ihn stimmige Asset Allocation zwischen dem renditeorientierten und dem sicherheitsorientierten Teil seines Portfolios gefunden hat und sich als passiver Anleger versteht, der sehr langfristig den Weltaktienmarkt halten will, der begrüßt einen Börsencrash als wunderbare Gelegenheit, über eine zusätzliche Investition in seine ETFs günstige Beteiligungen an tausenden Unternehmen zu bekommen, die in ihrer Gesamtheit solide performen und sein Depot robust bis antifragil machen.

 

Der wesentliche Unterschied zwischen günstigen Aktienkursen und niedrigen Preisen für Bekleidung macht diesen Vergleich noch schmackhafter: Wenn ich ein Hemd kaufe, verschleißt es vom ersten Tragen an, auch wenn ich es günstig erstanden habe. Ein Schnäppchen auf dem Weltaktienmarkt hingegen wird mit fulminanter Wahrscheinlichkeit zukünftig nicht nur nicht verschleißen, sondern mir auf lange Sicht sogar Geld bringen - und je günstiger ich gekauft habe, desto mehr.

 

Die Höhen der Rabatte im Textileinzelhandel und an der Börse übrigens sind ähnlich: 25 %, 50 % oder auch mal 70 % sind der Regelfall, ewig wiederkehrend. Dumm nur, dass im Gegensatz zum Klamotten-Shopping-Zyklus keiner wirklich weiß, wann und wie lange der Aktienmarkt so nett ist, diese gigantischen Rabatte zu gewähren. Deshalb investiert ein passiver Investor einfach immer dann, wenn Geld da ist - und freut sich, wenn das zufällig in Zeiten des Bärenmarktes der Fall ist. Während eines Tiefs hält er einfach an seinen Positionen fest, er steht das durch.

 

In einer Baisse, las ich neulich, gehen Aktien in die Hände über, in die sie gehören. So habe ich mich mittlerweile konditioniert, sofort Folgendes zu denken, wenn die Kurse weltweit kollektiv abrutschen:

 

Ah, an der Börse ist mal wieder Saisonschlussverkauf!

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