In was ich mein Geld nicht anlege und warum nicht

In diese Assets lege ich mein Geld nicht an:

  • Anleihen (kommt aber wohl mittelfristig)
  • Micro Caps
  • Entwicklungsländer
  • ETF auf MSCI ACWI
  • Selbstgenutzte, kreditfinanzierte Wohnimmobilie

Warum keine Anleihen im ETF-Depot?

Für deutsche Anleger sind deutsche/europäische Staatsanleihen mit bis zu 3 Jahren Laufzeit in Euro mit AAA- oder AA-Rating der Klassiker des sicherheitsorientierten Teiles eines (Welt-)Portfolios. Ich habe mich bisher zu wenig damit befasst, um die Wirkmechanismen zu verstehen. (Trotzdem vermutlich mehr als die meisten, die Anleihen kaufen.)

 

Weil ich ein vorsichtiger Mensch bin und derzeit leider keine Lust habe, mich da reinzuschrauben, lasse ich es vorerst bleiben und setze auf Tagesgeld.

Warum keine Micro Caps und keine Entwicklungsländer (Frontier Markets)?

Wenn ich die Micro Caps sowie die Frontier Markets integrieren wollte, müsste ich weitere ETFs ergänzen. Das erhöht die Komplexität des Portfolios, was ich nicht mag.

 

Vermutlich sind diese ETFs, so sie denn überhaupt existieren (damit habe ich mich nie beschäftigt), auch deutlich teurer als meine. Hohe Kosten mag ich ebenfalls nicht. Mutmaßlich sind sie auch so teuer, dass sich ihre Diversifikations- und Faktor-Prämien nicht ausbeuten lassen, wenn sie denn überhaupt bestehen.

 

Die Risiken von Aktien dieser Unternehmen liegen nicht nur in ihrer höheren Volatilität, sondern zusätzlich in ihrer Illiquidität: Ihre Papiere werden weniger gehandelt, was es für einen Fonds schwer macht, angemessen in sie zu investieren. Je größer der Fonds, desto größer das Problem, das sich in schlechterer Performance bzw. hohen Kosten manifestiert.

 

Außerdem dürften sie aus Risiko-Gründen nur einen sehr geringen Anteil an meinem Gesamtvermögen haben. Dieser Anteil wäre so klein, dass ich ihn in meinen bescheidenen Mittelschichtsverhältnissen nicht sinnvoll besparen kann: Die Transaktionskosten beim jährlichen Rebalancing wären zu hoch, und das schätze ich gar nicht.

 

Mein Portfolio ist auch bereits so gut diversifiziert und aggressiv, dass ich die Risiken dieser Anlagegebiete nicht zu addieren brauche.

Warum MSCI World und MSCI Emerging Markets IMI in separaten ETFs und nicht zusammen in einem ETF auf den MSCI All Country World Index (ACWI) IMI?

  1. ETFs auf den ACWI bzw. seine IMI-Variante kosten wesentlich mehr als ETFs auf die beiden Einzelindizes. Für die IMI-Version gibt es derzeit (Stand: Juli 2019) nur einen ETF und der hat für mich angesichts der Größe des Indexes ein zu niedriges Fondsvolumen.
  2. Ich möchte die Gewichtung zwischen World und Emerging Markets, ohne viel nachrechnen zu müssen, aktuell anders (und zukünftig flexibler) gestalten als im MSCI ACWI IMI, in dem auf die EM lediglich etwa 10 % entfallen. Dieser geringe Einfluss führt auch dazu, dass der Kursverlauf des ACWI (IMI) sich kaum von dem des World (IMI) unterscheidet.

Warum kein Wohneigentum?

Im internationalen Vergleich ist Deutschland kein Land der Eigenheimbesitzer. Wohl aber träumen viele davon, "in den eigenen vier Wänden" zu leben (wem gehört die Immobilie bis zur Abzahlung des Kredites wirklich?).

 

Dieser Wunsch steht auf zwei Säulen:

 

1. Das Eigenheim zur Steigerung der Lebensqualität

2. Das Eigenheim zum Vermögensaufbau

 

Zu beiden Säulen lässt sich viel sagen, hier will ich nur etwas grob und polemisch die zweite antippen als kleine Anregung für alle Kaufwilligen, die Vermögensseite ausführlicher und kälter in ihre Entscheidung einzubeziehen, als es nach meinem Eindruck gegenwärtig der Fall ist.

 

Eigenheimbewohner, steinigt mich (Wurfmaterial habt ihr ja): Ich gehe davon aus, dass die klassische kreditfinanzierte, selbstgenutzte Wohnimmobilie unter Investment-Gesichtspunkten fast immer eine richtig schlechte Entscheidung ist.

 

Sie ist zu unsicher. Ihr Wert schwankt stärker, als man denkt – er wird nur nicht jeden Tag neu festgestellt, was die Illusion von Stabilität aufrechterhält. Unsicher ist eine eigene Wohnimmobilie auch aufgrund des Klumpensrisikos des in ihr gebundenen Kapitals, das oftmals einen stark überwiegenden Teil, wenn nicht sogar das vollständige Eigenkapital (und darüber hinaus) der Eigentümer darstellt.

 

Ein Eigenheim ist häufig krass renditeschwach bis brutal wertmindernd, wenn man alle Kosten berücksichtigt, die eingesparte Miete ehrlich kalkuliert, also auf Basis eines vergleichbaren Objektes, und sich nicht in Illusionen über die Wertsteigerung ergeht.

 

Ich sehe es als extrem teure, zeitfressende, illiquide, dich finanziell über Jahrzehnte versklavende und in vielerlei Hinsicht immobilisierende und damit noch Opportunitätskosten produzierende Liebhaberei. Kein attraktives Investment im eigentlichen Sinne des Wortes.

 

Tja, und wozu das Ganze? Weil man sein Häuschen und seine Eigentumswohnung „selbst gestalten“ kann. Dieses kreative Ausleben aber findet entweder gar nicht in nennenswertem, die Rechte eines Mieters arg übersteigendem Umfang statt oder ist so teuer, dass gleich das nächste Geldgrab geschaufelt wird, denn zurück bekommt man seine „Investition“ niemals.

 

Wie viele Leute kennst du übrigens, die wirklich durchdrungen haben, dass ein kreditfinanziertes Eigenheim ein Hebel-Geschäft ist (wenn auch ein über die Jahre abnehmendes) und sie also, wenn die Objektrendite größer als die Kreditzinsen sind, überproportional profitieren, sie im umgekehrten Fall aber auch überproportional verlieren? Solche Engagements würden sie an der Börse niemals eingehen, beim eigenen, meistens nur mit zwei Einkommen stemmbaren Häuschen interessiert es sie aber nicht. Es gibt übrigens Untersuchungen, die zeigen, dass Fremdkapitalfinanzierung in der Vergangenheit in Deutschland eine negative Auswirkung auf die Rendite hatten.

 

Wer sich erst einmal in ein solches illiquides Existenzrisiko gestürzt hat, der bekämpft jede Erkenntnis und jeden, bei dem sie droht. Man macht sich gravierend unbeliebt, wenn man über dieses Thema so daherredet wie hier.

 

Lass mich raten: Proklamationen wie „Ich spare mir die Miete und bilde lieber selbst Vermögen!“ sind ungefähr die analytische Tiefe, zu der Eigenheimer in deinem Freundeskreis fähig sind, richtig? Und die meisten haben nicht ein einziges Buch von neutraler Seite zur Frage, ob kaufen oder mieten besser ist,Werbung gelesen, auch korrekt?

 

Ich behaupte jetzt einfach mal: Die meisten Eigenheimer wissen nicht, was sie tun, und folgen blind einer vermögensschädlichen gesellschaftlichen Doktrin, die sie sich dann ein Leben lang schönreden und -rechnen. Sie fahren magere Renditen ein und verlieren vielleicht sogar Vermögen, egal ob sie den Finanzierungsplan durchalten oder nicht. Wenn nicht, wird es natürlich noch schlimmer.

 

Es darf mit so einer Bude an der Hacke einfach nichts dazwischenkommen. Leider kommt im Leben öfter mal was dazwischen. Besser, man bleibt mobiler und flexibler – gerade in Geldangelegenheiten.

 

Der Aktienmarkt bietet in jeder Hinsicht bessere Chancen – wenn man es richtig angeht, und das heißt vor allem: wenn man breit und strategisch richtig diversifiziert sowie mindestens 20 Jahre hält. Das geht auch für Kleinanleger wie mich mit klug ausgewählten ETFs.

 

Disclaimer: Klar kannst du machen, was du willst. Unserer aufklärerischen Tradition zufolge solltest du aber zumindest genau eruieren, was du da gerade planst, wenn du ein kreditfinanziertes Eigenheim kaufst. Damit du weißt, was deine Lifestyle-Entscheidung wirklich kostet. Gehe lieber davon aus, dass du das Asset Eigenheim nicht so gut verstehst, wie du denkst.

 

Schuld an meiner Erkenntnis hat vor allem Gerd Kommer:

Und auch in diesem neueren Interview-Ausschnitt geht Kommer auf Immobilien ein:

Sein Buch "Kaufen oder mieten?" Werbung ist, neben seinem ETF-Buch, ein junger Klassiker.

 

 

Was ich tue und lasse, weißt du jetzt, wenn du alle Artikel der Serie gelesen hast. Im nächsten Beitrag geht es dann darum, wie viel man sparen sollte. Außerdem verkneife ich mir einige feuilletonistische, philosophische Einlassungen zum Thema Geld und Lebensstil nicht.

 

Dieser Beitrag ist Bestandteil einer Serie über ein ETF-Weltportfolio zur Altersvorsorge.

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